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Rebecca Horn - Bank Austria Kunstforum Wien

Rebecca Horn kann durchaus als eine der außergewöhnlichsten und vielseitigsten Künstlerinnen ihrer Zeit bezeichnet werden. Seit 28. September ist im Bank Austria Kunstforum eine Ausstellung zu sehen, die einen umfassenden Einblick in ihr Schaffen geben soll.

 

Künstlerische Praxis

Als Künstlerin erreichte Rebecca Horn erstmals 1972 Bekanntheit als jüngste Teilnehmerin der "documenta 5" mit der Arbeit "Individuelle Mythologien". Zu ihrem vielfältigen Werken zählen unter anderem die frühen Körperinstrumente, Spielfilme, kinetische Skulpturen oder Zeichnungen. In ihrer mittlerweile fünfzig jährigen Schaffensperiode hat Horn eine eigenständige Formensprache entwickelt, in welcher Realität und Fiktion nahtlos ineinander übergehen. Sie bedient sich dabei an Objekten, Themen und Motiven, die immer wieder Eingang in ihre Arbeiten finden. Dabei werden Beziehungen zwischen Kunst, Literatur und Film hergestellt, genauso wie zur Mythologie und Märchenwelt.

 

Spagat zwischen den Genres

Die Ausstellung erstreckt sich über etwa sieben Räume und ist im Erdgeschoss des Kunstforums zu sehen. 

Im ersten Teil der Ausstellung steht der Besucher einem monumentalen Trümmerhaufen gegenüber, der den ganzen Raum für sich einnimmt. Es handelt sich hierbei um das "Concerto dei Sospiri" aus dem Jahr 1997, das aus Materialen verfallener venezianischer Häuser, Kupferrohren oder Holzpaletten besteht. Es ist nichts anderes als Abfall, aus dem sich wie der Phönix aus der Asche Kuperrohre, Blüten gleichend, den Weg an die Oberfläche erkämpfen.

Folgt man der Schau weiter, befindet man sich in einem kleineren Nebenraum, in dem unter anderem ein Klavier kopfüber von der Decke baumelt. An sich schon sehr außergewöhnlich, doch im 15 Minutentakt erwacht das Instrument, wie alle anderen Ausstellungsobjekte, quasi von selbst zum Leben und plötzlich scheinen die Tasten aus dem Klavier herauszufallen. Zu bestaunen gibt es hier auch mehrere Schreibmaschinen, die an Drahtseilen in der Luft hängen. In regelmäßigen Abständen bewegt sich ein darüber angebrachter Trichter und es soll so wirken, als ob Tinte auf dem Boden versprüht wird.

In einem weiteren Raum kann man unter anderem einen Dialog zwischen drei Hämmern beobachten. Auch hier bewegen sich die Instrumente, betrieben durch einfache Mechanik und Elektronik, in bestimmten Zeitabständen. Ein klopfendes Geräusch deutet das Schauspiel voraus, dann haben die Werkzeuge, die an einer weißen Wand angebracht sind, ihren Auftritt. Der Großteil der Ausstellung wird von einer klopfenden Geräuschkulisse untermalt. Als Besucher weiß man nicht, wann bzw wo die nächste "Aufführung" stattfinden wird.

Neben diesen mechanisch betriebenen Automaten sind auch Fotografien, Kurzfilme, ein extravagantes Kleid, bestehend aus Plastikschnüren, oder eine Kakadu Maske Teil der Ausstellung, die den Stilpluralismus von Rebecca Horn zur Schau stellen sollen.

 

Fazit

Das Kunstforum gibt mit der neuesten Ausstellung über Rebecca Horn einen umfassenden Einblick in das Schaffen einer bemerkenswerten Künstlern. Einfache Mechanik und Elektronik der Objekte zeigen, dass nicht immer viel, neue Technik notwendig ist, um den gewünschten Effekt zu erzeugen. Es hat schon fast theatralische und konzertante Züge. Immer wieder hört man aus unterschiedlichen Ecken Geräusche, die die Objekte in bestimmten Zeitabständen von sich geben, dies hat schon etwas geisterhaftes und unheimliches an sich. Genau das macht die Ausstellung durchaus sehens- und hörenswert, wenn man einmal etwas anderes abseits des Mainstreams erleben will.

 

"Rebecca Horn" ist noch bis 23. Jänner 2022 im Bank Austria Kunstforum Wien zu sehen

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Isabella (Montag, 18 Oktober 2021 13:08)

    Vielen Dank für diese Rezension. Ich weiß jetzt schon mehr, was mich erwartet - und werde sicher hingehen.