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Susan Meiselas - Mediations - Kunsthaus Wien

Das Kunsthaus Wien widmet der amerikanischen Fotografin Susan Meiselas mit "Mediations" die erste umfassende Schau in Österreich. Ihre Arbeiten sind in einem politischen und sozialen Kontext einzuordnen.

 

Fotografische Praxis

Im Zentrum von Meiselas fotografischen Themenkomplex stehen unter anderem die Dokumentation von Kriegen, Revolution, aber auch Feminismus. Sie begleitet die Porträtierten, die aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Schichten stammen, über mehrere Jahre hinweg. 

 

Zurück zu den Anfängen

Die Schau ist im 3. bzw 4. Stock des Kunsthauses angesiedelt und erstreckt sich über mehrere Teilräume. In chronologischer Anordnung können die Besucher Meiselas fotografischen Werdegang mitverfolgen.

Den Anfang macht die Fotoserie "44 Irving Street" aus dem Jahr 1971. Darin dokumentierte die Fotografin ihre nähere Umgebung. Im Fokus standen MitbewohnerInnen des Wohnheims, in welchem sie selbst während ihres Doktorats an der Harvard Graduate School of Camebridge lebte. Auf den Fotos ist jeweils eine Person in der Ecke ihres Zimmers sitzend abgebildet. Einzelnen Abbildungen wurden kurze Beschreibungen hinzugefügt, die von dem Porträtierten selbst verfasst wurden.

Folgt man der Ausstellung im ersten Bereich weiter, kann man die Dokumentation der "Prince Street Girls" sehen, die in dem Zeitraum 1975 bis 1992 entstanden ist. Meiselas ging es hierbei darum, die allmähliche Wandlung der Mädchen zur Frau festzuhalten. Im Laufe des Dokumentationszeitraumes beteiligten sich die Teenager zunehmend an dem Fotoprojekt. Wie schon zuvor, war es auch hier Meiselas ein wichtiges Anliegen die Porträtierten in den Arbeitsprozess miteinzubeziehen.

 

Revolution in Nicaragua

Im 4. Stock geht die Ausstellung schließlich weiter mit den titelgebenden "Mediations", die in den Jahren zwischen 1978 und 1982 entstanden sind und Susan Meiselas einem breiteren Publikum bekannt gemacht haben. Es ist eine Berichterstattung über die Revolution in Nicaragua. Im Jahr 1978 unternahm sie eine Reise in das Land. Dort dokumentierte Meiselas Protestdemonstrationen, die nach der Ermordung des Herausgebers der Oppositionszeitung "La Pensa" stattfanden. Der Widerstand richtete sich gegen den Somoza-Clan, der ab 1934 bis 1979 das politische Geschehen in Nicaragua diktatorisch bestimmten. Susan Meiselas dokumentierte diese Revolution nicht nur in "Mediations", sondern auch in "Life of an Image: Molotov Man" in den Jahren 1979 bis 2009.

 

Häusliche Gewalt

In einem weiterem Bereich im 4. Stock wird auch "Archives of Abuse" aus den Jahren 1991 bis 1992 präsentiert. Anfang der 1990er wurde Meiselas gebeten, sich an einer Sensibilisierungskampagne gegen häusliche Gewalt in San Francisco zu beteiligen. Sie kooperierte im Zuge dessen mit dem Police Department von San Francisco und fokussierte die die visuelle und textliche Dokumentation von Gewaltverbrechen gegen Frauen. Entstanden sind in diesem Kontext großformatige Collagen aus Beweisfotos der Tatorte oder Verwundungen der Betroffenen sowie Polizeiberichten.

 

Fazit

Dem Kunsthaus Wien ist mit der Schau "Mediations" eine interessante Darstellung der Arbeit von Susan Meiselas gelungen. Die Besucher erhalten nicht nur einen Einblick in Meiselas fotografisches Schaffen, sondern auch die entsprechenden Hintergründe, dargebracht in zahlreichen Audiodateien oder begleitenden Videos. Hier wurde auf Meiselas fotografische Praxis Bezug genommen, der es auch immer wieder um die Miteinbeziehung der Dargestellten geht. Und genau dies macht die Ausstellung besonders interessant und sehenswert.

 

"Susan Meiselas. Mediations" ist noch bis 13. Februar 2022 im Kunsthaus Wien zu sehen

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Kommentare: 1
  • #1

    Hanna (Montag, 25 Oktober 2021 09:27)

    Super Rezension! Macht neugierig auf einen Besuch der Ausstellung!