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Verehrt...begehrt...Theaterkult und Sammelleidenschaft - Theatermuseum

Seit 8. September 2021 gibt das Theatermuseum Wien mit "Verehrt...begehrt...Theaterkult und Sammelleidenschaft" unterschiedlichsten Künstlerandenken aus dem Theaterbereich eine Ausstellungsfläche. Die gesamte Sammlung umfasst um die 4.000 Objekte, wie Alltagsgegenstände sowie Objekte für kommerzielle Nutzung. Einige davon, wie Spazierstöcke, Fächer oder Schmuckkästchen, sind nun zu sehen.

 

Die Sammlung Marischka und Thimig

Die Ausstellung ist im Erdgeschoss des Museums angesiedelt und erstreckt sich über drei Räume.

Im Vorraum wird auf die beiden Sammler Hubert Marischka und Hugo Thimig eingegangen. Hubert Marischka war unter anderem erfolgreich als Schauspieler, Sänger und Theaterdirektor am Carltheater oder Theater an der Wien tätig. Finanzielle Schwierigkeiten zwangen Marischka ab 1935 sich beruflich neu zu orientieren. Er wanderte ins Ausland aus und arbeitete für den Film. Neben seinem künstlerischen Engagement war er auch ein leidenschaftlicher Sammler. Ihm ging es dabei weniger um den materiellen, sondern mehr der theaterhistorischen Wert. Die Theaterammlung der Österreichischen Nationalbibliothek erstand den Nachlass Marischkas schließlich im Juni 1965. 

Der Schauspieler, Theaterdirektor und Regisseur Hugo Thimig war ebenfalls begeisterter Sammler. 1874 kam er an das k.k. Hofburgtheater, dessen Leitung er ab 1914 bis 1917 offiziell übernahm. Ab 1924 war Thimig am Theater in der Josefstadt unter der Leitung von Max Reinhardt beschäftigt. Die theatralische Sammlung von Thimig war mit mehr als 120.000 Objekten eine der größten Privatsammlungen und wurde 1922 an die Österreichische Nationalbibliothek verkauft.

 

Erinnerungen an Wiener Theater

Im linken Raum der Schau wird die theatralische Sammellust anhand von Souvernirs von einigen Theater in Wien sowie deren KünstlerInnen sichtbar gemacht. Es sind Holzsplitter aus dem Fußboden des Schauspielers Alexander Girardi zu sehen sowie sein Reisepass oder sein Strohhut. Diese Kopfbedeckung, die der Künstler mit besonderer Vorliebe trug, erlangte eine außergewöhnliche Bekanntheit und wurde als "Girardi-Hut" betitelt. In diesem Bereich der Schau sind auch Erinnerungen an Wiener Theatergebäude zu finden. Es wird hier auch auf den Ringtheaterbrand am 8. Dezember 1881 verwiesen, der als die größte Brandkatastrophe der Wiener Theatergeschichte ins kollektive Gedächtnis einging. Der Auslöser der Katastrophe, bei der offziell 384 Menschen starben, war ein Versagen einer Zündvorrichtung. In der Ausstellung erinnern verkohlte Reste in einer Zigaretten-Blechdose an dieses Unglück. Auch das Alte Burgtheater findet Eingang in die Ausstellung. Obwohl es nur über unbequeme Sitzplätze oder enge Logen verfügte, fühlten sich die SchauspielerInnen und BesucherInnen sehr verbunden mit der Theaterstätte. Zu sehen sind Holzsplitter vom sogenannten "Burgtheaterbankl", auch als "Bank der Spötter" bezeichnet. Diese befand sich vor dem Alten Burgtheater am Michaelerplatz. Die SchauspielerInnen hielten sich hier gerne zwischen den Proben auf und lästerten über vorangehende Passanten.

 

Theatralische Sammlerpersönlichkeiten

Neben Hugo Thimig und Hubert Marischka können auch Hermann Bahr und Anna Bahr-Mildenburg durchaus zu Sammlern mit dem umfangreichsten theatralischen Bestand gezählt werden. In deren Sammlung sind außerst persönliche Gegenstände zu finden, aber auch Objekte, die ein Spiegel des damaligen Zeitgeists waren, wie im rechten Raum der Ausstellung zu beobachten ist. Anna Bahr-Mildenburg überließ der Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek eine große Anzahl von Objekten aus ihrem und Hermann Bahrs Besitz. Zu sehen sind eine Schreibnotiz-Rolle sowie zwei Hörrohre von Hermann Bahr. In diesem Teil der Ausstellung werden unter anderem auch Einzelstücke der VolksschauspielerInnen Fritz Muliar, Elfriede Ott und Hilde Schor präsentiert. Aus der Welt der Oper findet man auch eine Schmuckkassette der Opernsängerin Rosette Anday oder eine Autogrammkarte mit Widmung der Opernsängerin und Regisseurin Lotte Lehmann.

 

Fazit

"Verehrt...begehrt..," ist eine interessante Schau, die den Theaterkult aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Es sind nicht nur zahlreiche Objekte aus dem Privatbesitz von SchauspielerInnen ausgestellt, sondern auch aus berühmten Wiener Theaterstätten. Zudem wird auf die Hintergründe der Ausstellungsstücke eingegangen. Es erlaubt einen Blick hinter die Kulissen und ist sicherlich nicht nur für Theaterliebhaber einen Besuch wert.

 

"Verehrt...begehrt...Theaterkult und Sammelleidenschaft" ist noch bis 8. April 2022 im Theatermuseum zu sehen


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