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Mid-Century Vienna - 1950-1965 - Wien Museum Karlsplatz Open Air

Seit 23. September 2021 ist die Outdoor-Ausstellung "Mid-Century Vienna. 19950-1965" zu sehen. Es handelt sich dabei um ein Foto-Projekt des Wien Museums am Karlsplatz, welches sich derzeit noch im Umbau befindet. Ausgeführt wurde es von dem Grafiker Tom Koch, der in seinen Arbeiten die Zeugen des Mid-Century Design sichtbar machen wollte, sowie dem Fotografen Stephan Doleschal.

 

Konservative Moderne

Die Schau ist vor dem Wien Museum am Karlsplatz angesiedelt. Die Fotografien wurden auf Wände gedruckt, welche die Baustelle des Museums umzäunen. Eine Baustelle wird hier sozusagen Teil der Kunst bzw in die Architektur integriert. Es formt das Stadtbild dadurch gewissermaßen mit.

Es werden Fotografien zum Thema Architektur und Design der 1950er bis 1960er gezeigt, die in ganz Wien zu finden sind. Zu sehen sind unter anderem Wohnbauten, öffentliche Gebäude oder Freizeitanlangen. Es sind Bauten, die aufgrund ihrer Formensprache neben der bemerkenswerten Architektur wie der Stadthalle oder dem Ringturm jedoch kaum beachtet werden. Im Gegensatz zu den genannten Beispielen und anderen architektonisch herausragenden Bauten sind die auf den Fotografien gezeigten Konstruktionen, wie das Gänsehäufel oder das Umspannwerk, in der Kendlerstraße, in einer konservativen Moderne anzusiedeln, die dem politischen Klima der Nachkriegszeit folgen. Man wollte keinesfalls Experimente wagen. In dieser Zeitperiode wurden die Bauten hauptsächlich von Architekten geplant, die auch in der NS-Zeit oder im "Roten Wien" tätig waren. 

 

Kollektives und bildliches Gedächtnis 

Neben den Fotografien befndet sich jeweils eine Beschreibung und eine Jahreszahl und das obwohl manche Bauten, wie z.B das Gänsehäufel Teil des kollektiven Gedächtnis sind. Andere Beispiele, wie das Atominstitut sind wohl von Namen her vielen Leuten ein Begriff, jedoch vielleicht bildlich nicht so verankert. 

Zudem sind manchen Fotografien auch zusätzliche Texte beigefügt, die die Geschichte des gezeigten Objekts wiedergeben. Und so bekommt der Besucher unter anderem auch Einblick hinter die Kulissen des Historischen Museums der Stadt Wien. Dieses wurde von dem Architekten Oswald Haerdtl entworfen. Doch es werden hier nicht etwa die Fassade oder die Räumlichkeiten des Museums, sondern das Direktionszimmer des Museums.  

In einem weiteren Teil der Schau wird auch das Filmcasino Wien eingegangen, welches bis heute seinem Stil treu geblieben ist und einen besonderen 1950er (Retro)Charme ausstrahlt. Bevor das Gebäude als Kino wiedereröffnet wurde, wurden die Räumlichkeiten vom jugoslawischen Kulturverein genutzt. 

 

Fazit

Mit „Mid-Century Vienna 1950-1965“ zeigt das Wien Museum, dass Ausstellungen auch während Schließungen bzw Umbauarbeiten möglich sind. Die Umzäunung der Baustelle wird dabei als zur Fläche der Repräsentation. Gerade in Zeiten, in denen aufgrund des Lockdowns Möglichkeiten Kunst und Kultur zu erleben schwieriger geworden sind, ist diese Schau eine willkommene Abwechslung. Sie macht einen Schritt zurück in Vergangenheit und zeigt, wie nahezu unspektakuläre Architektur zu Kunst werden kann.

 

“Mid-Century Vienna 1950-1965“ ist noch bis 9. Jänner 2022 am Karlsplatz zu sehen

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