Am 9. Juli 2022 wurde im Rahmen des Impulstanz Festivals mit Stefan Kaegis "Temple du présent. Solo pour Octopus" die Choreographic Convention VII "In Other Words: A Future" im Volkstheater eröffnet. Gezeigt wurde ein Film eines vorangegangen Theaterprojekts, in dessen Mittelpunkt ein Oktopus steht.
Wenn zwei Welten aufeinandertreffen
Im Zentrum steht hier die Frage, wie es möglich ist dem Oktopus, der mit seinen drei Herzen und acht Gehirnen wie aus einer anderen Welt entsprungen wirkt, auf Augenhöhe zu begegnen. Ihm wird zudem eine hohe Intelligenz nachgesagt, die nur schwer fassbar ist. Der "octopus vulgaris", wie er in der Fachsprache genannt wird, und die Menschen bewegen sich nicht im gleichen Lebensraum und haben unterschiedliche Physiologien.
Solo für einen Oktopus
In "Temple du présent" wird eben erwähnte Fragen nach unterschiedlichen Kommunikationsakten genauer untersucht. Der Regisseur Stefan Kaegi und die Tier- sowie TheaterexpertInnen Judith Zagury und Nathalie Küttel von "ShanjuLab" haben mit Untersützung des Oktopusexperten Professor Graziano Fiorito und einiger Theater das wechselseitige Spiel zwischen den beiden Lebenwesen genauer unter die Lupe genommen. Der Oktopus wird hier nicht als Beobachtunsobjekt wahrgenommen, sondern wird zum Akteur. Damit wird eine völlig neue Forschungssituation geschaffen.
Begegnung mit Andersartigkeit
Bevor das Projekt auf die Bühne kam, wurde mit zwei Oktopussen geprobt. Im Vorfeld haben sich Zagury und Küttel zudem Fachwissen in diesem Bereich angeeignet, um das Wohl der Tiere zu garantieren. Im Film, der aus dem Projekt entstanden ist, ist Nathalie Küttel und der Oktopus namens Sète zu sehen. Sie vollführt dabei immer wieder schwingende Bewegungen mit den Armen, die einem Tanz gleichen und auf den der Oktopus mit seinen Tentakeln reagiert. Zudem werden Berührungen ausgetauscht und Gedichte vorgelesen. Langsam scheint eine Beziehung zwischen den beiden zu entstehen.
Fazit
"Temple du Présent" ist ein äußerst interessantes Projekt, das den Menschen die Welt der Oktopusse näherbringen soll. Die Kommunikation findet nonverbal über Berwegungen statt, wie in einem Tanz. Auch nach dem Film ist und bleibt der Oktopus ein mysteriöses Wesen, das etwas außerirdisch erscheint. Es ist eine Mischung aus Dokumentation und Performance gelungen, die auch philosophisch angehaucht ist und deshalb sehr empfehlenswert ist.
Autorin: Isabel Victoria
FotoCredit: Philippe Weissbrodt
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