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Michal Hvorecky - Tahiti Utopia - Mühlschüttelpark - Kultursommer

Am 13. August 2022 gastierte der slowakische Schriftsteller Michal Hvorecky auf der Kultursommer Bühne im Mühlschüttelpark und stellte seinen 2021 erschienenen Roman "Tahiti Utopia" vor. Darin kreiert er ein Szenario, in welchem Großungarn im Jahr 2020 noch existiert und die Slowaken in Tahiti sesshaft geworden sind.


Wäre ich auf Tahiti gewesen, würde ich das Buch nie so schreiben 

Dieser Meinung ist zumindest der Autor. Denn es handelt sich hierbei um eine kontrafaktische Geschichte, die mit Wirklichkeit und Fiktion spielt. Das Tahiti, welches Hvorecky in seinem Roman beschreibt, ist eine literarische Insel. Hier wird von der Sehnsucht nach dem Auswandern erzählt, aber auch ernste Themen behandelt, wie Exil oder Vertreibung.


Wer wahrhaft als Slowake fühlt, hat stets das Surfbrett in der Hand 

Dies sind Zeilen aus einem slowakischen Nationalgesang, wie uns Hvorecky weismachen will. Und mit eben jener Stelle aus seinem Buch beginnt er, nach kurzen einführenden Worten, seine Lesung. In dem Roman wird nicht nur mit Fakt und Fiktion jongliert, sondern auch eine alternative Geschichte erzählt. Es wird von weltanschaulichen Konflikten ebenso berichtet wie von der Anpassung der Slowaken an die Gewohnheiten der TahitianerInnen. 


Štefánik - ein Held und Mythos 

Im Mittelpunkt von "Tahiti Utopia" steht Milan Štefánik, um den sich allerlei Mythen und Geschichten ranken. Ein weiteres Mal verdreht Hvorecky die Tatsachen. Er lässt seinen Protagonist nämlich 1923 sterben und nicht, wie es der Wahrheit entspricht, 1919. Und somit wurden Štefánik im Roman gnädigerweise vier Jahre geschenkt. Michal Hvorecky versucht sich dieser mythischen und gleichzeitig umstrittenen Figur anzunähern. Štefánik erwies sich als skrupellos, wenn es um Beziehungen zu Frauen ging. Er wird als äußerst mutig beschrieben und war unter anderem Kampfpilot. Am 4. Mai 1919 verunglückte Milan Štefánik jedoch tödlich mit seinem Doppeldecker nahe Bratislava.


Fazit 

Michal Hvorecky hat einen umfassenden Einblick in "Tahiti Utopia" gegeben. Er hat uns Milan Štefánik als eine mythische und oftmals romantisierte Figur nähergebracht. Hvorecky wirft einen unterhaltsamen Blick auf die Geschichte und spielt bewusst mit Tatsachen. Er entwirft ein literarisches Tahiti. Zudem hat der Autor den Arbeitsprozess und die Herangehensweisen zu seinem Werk erläutert. Dies hat wiederum zu einem besseren Ergebnis beigetragen und sicherlich bei dem ein oder anderen Zuhörer Interesse geweckt, das Buch zu lesen. 


Autorin: Isabel Victoria 

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