Im Jüdischen Museum in der Dorotheergasse ist seit 21. Juni 2022 die Ausstellung "Love me Kosher" zu sehen. Es wird hier die Liebe und Sexualität im Judentum genauer untersucht. Als Ausgangspunkt dient der paradiesische Zustand nach der Erschaffung der Welt.
Sexualität, Paradies und das Judentum
Im ersten Bereich der Schau wird zunächst eine kurze Einführung in die Thematik gegeben. Während sich Sex und Religion normalerweise ausschließen, wird im Judentum die Sexualität als ein himmlischer Akt angesehen. Bedingung dafür ist jedoch, dass zwei hetereosexuelle Menschen verheiratet sind, um das Gebot der Reinheit einzuhalten. Zudem widmet sich die Ausstellung hier André Hellers Paradies bzw. seinem Garten in Marrakesch, der als ein sinnlicher, magischer und kontemplativer Ort beschrieben wird.
Religiöse Grundlagen
Folgt man der Ausstellung weiter in den nächsten Raum, so findet man Informationen zu den religiösen Grundlagen im Judentum. Erotik und Sexualität werden wesentliche Rollen zugeschrieben. Es ist eine Kraft, die nicht nur emotional zwischen Menschen Gutes bewirken kann. Die hebräische Bibel, der Tanach, wird als erste Quelle genannt, in der über Sex, Liebe und Partnerschaft berichtet wird. Im Talmund finden sich biblische Texte und Regeln, die den Alltag betreffen. Die mythische Tradition Kabbala betrachtet die Sexualität als eine kosmische Kraft, welche die Welt in ihre ursprüngliche Harmonie versetzt.
Sexualität und Holocaust
In einem der nächsten Räume wird unter anderem das Thema Sexualität und Holocaust aufgearbeitet. Opfer des Holocausts wurden immer wieder sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Besonders stark betroffen waren jüdische Frauen, die von Nichtjuden belästigt wurden. Nicht selten sahen sich Inhaftierte zu sexuellen Handlungen im Tausch gegen Lebensmittel oder Schutz gezwungen, um in den Konzentrationslagern zu überleben. Menschen mit sexuellen Orientierungen, die nicht der Norm entsprachen, wurden verfolgt, vertrieben oder ermordet. Neben all den erwähnten Schrecken gab es auch Hoffnungsschimmer. Und so kam es im Holocaust auch immer wieder zu Liebesbeziehungen, Eheschließungen oder Geburten.
Fazit
"Love me Kosher" ist eine äußerst gelungene und interessante Ausstellung. Es wird darin ein umfassender und kompakter Einblick in die Thematik Liebe im Judentum gegeben. Den BesucherInnen werden Themen, wie religiöse Grundlagen, jüdische Hochzeitsrituale, Wien als "Sexhauptstadt" oder LGBTIQ im Judentum, nähergebracht. Als begleitende Anschauungsmaterialen dienen nicht nur Gemälde, sondern auch Fotografien oder Videos. Zusätzlich finden sich Informationen auf Polstern und als Zitate auf den Wänden. Das Judentum wird hier aus einer erweiterten Perspektive beleuchtet. Alles in allem ist diese Schau äußerst sehenswert.
Autorin: Isabel Victoria
FotoCredit: David Bohamnn
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