In der Dauerausstellung "Unsere Stadt!" wird im Jüdischen Museum in der Dorotheergasse die jüdische Geschichte der Stadt Wien dargestellt. Die Schau ist im Erdgeschoss angesiedelt und nimmt als Ausgangspunkt das Jahr 1945, um schließlich in der Gegenwart zu landen.
Wien 1945
Die Ausstellung ist verteilt auf zwei Räume und umfasst insgesamt 12 Themenbereiche. Es beginnt im Jahr 1945. Zu dieser Zeit war die Rückkehr für Juden noch eine Ausnahme. In Wien selbst überlebten lediglich 5.000 der ehemals 150.000 ansässigen Juden. Viele von ihnen konnten sich retten dank nichtjüdischer Ehepartner oder Familienmitglieder. 1.000 fanden als "Uboot" Unterschlupf. Für Exilanten wiederum stellte sich die Wiedereingliederung in Wien als äußerst schwierig dar, aufgrund der strengen Staatsbürgerschaftsregelungen oder Einreiseverbote. Trotzdem entstand langsam eine neue jüdische Gemeinde in Wien.
Österreich und die Verantwortung
Folgt man der Ausstellung weiter, so wird man mit den Jahren 1948, 1955 und 1991 konfrontiert. Erst nach 50 Jahren gestand sich Österreich eine Mitverantwortung an den Verbrechen während der NS-Zeit ein. Lange wurde darauf beharrt, das erste Opfer des Nationalsozialismus gewesen zu sein, dies schloss auch die Juden mitein. Die österreichische Politik hielt sich zurück, als es um die Reintegration von Vertriebenen ging. Bis 1955 fungierte die USA als Schutzmacht für die Juden in Österreich. Wie wichtig der 9. November 1948 war, zeigt hier ein Protokoll von Leopold Figl.
Installation der Erinnerung
Die nächsten Teilabschnitte der Schau befassen sich unter anderem mit Israel in Wien, der Restitution oder Max Bergers Judaica- Sammlung. Erwähnenswert ist auch die Installation der Erinnerung von Nancy Spero aus dem Jahr 1996. Darin setzt sie sich nicht nur mit der jüdischen Geschichte Wiens, sondern auch mit ihrer eigenen jüdischen Identität auseinander. Die Arbeit entstand unter anderem in Zusammenarbeit mit der Sammlung Berger. Als feministisch orientierte Künstlerin setzt Spero auch hier Frauen in den Mittelpunkt, wie Fritzi Massary. Es werden jedoch auch Männer miteinbezogen, so wie beispielsweise Gustav Mahler.
Fazit
"Unsere Stadt!" gibt einen umfassenden Überblick über die jüdische Geschichte der Stadt Wien. In 12 thematischen Abschnitten wird dies anhand von unterschiedlichen Gegenständen, wie Koffern, dargestellt. Zudem bieten Audiostationen zusätzliche Informationen an. Es wird ein Bogen gespannt von 1945 bis in die Gegenwart, von der Reintegration der Juden in Wien bis zur Rückeroberung der Kultur und Geschichte. Die Ausstellung ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Autorin: Isabel Victoria
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