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Eduardo de Filippo - Die Kunst der Komödie - Theater Scala

Eduardo de Filippos Schauspiel fragt nicht nur nach dem Wert von Theater für die Gesellschaft, sondern stellt auch eine wichtige Personengruppe in den Mittelpunkt: Die Fördergeber. Das sieht man selten am Theater, obwohl sie eine große versteckte Macht haben. Sie beeinflussen unsere Sehgewohnheiten und entscheiden über die Förderungswürdigkeit von Vorhaben, und das oft ohne großes Interesse für die Kunst und mit wenig fachlicher Kompetenz.

 

Neue Präfektin in einer norditalienischen Provinz

Eccellenza De Caro tritt ihren Dienst als neue Präfektin einer norditalienischen Provinz an. Erster unangekündigter Besucher ist der örtliche Theaterdirektor Campese, dessen Theater abgebrannt ist und der dadurch sein Stammpublikum verloren hat. Als sich die Präfektin weigert, sich seine aktuelle Produktion anzusehen, bricht in der Präfektur das Chaos aus. Campese droht nämlich damit, wenn sie nicht ins Theater käme, dann müsse das Theater eben zu ihr kommen. Von diesem Moment an stellt sich permanent die Frage: Sind die zahlreich erscheinenden Besucher echt oder nur von ihm entsandte Schauspieler, die die Präfektin in die Irre führen sollen?

 

Leere Theater

In einem gefühlt endlosen Dialog mit De Caro sinniert der Theaterleiter Oreste Campese über die Theaterkrise, leere Zuschauerräume und ein orientierungsloses Publikum. Diese Fragen beschäftigten schon De Filippo in den 1960er Jahren, wenngleich die Details an die aktuelle Theaterkrise angepasst wurden und man sich bei der Darstellung von Bruno Max beständig fragt: Spricht hier noch die Figur aus dem Stück oder sind es die Gedanken des Theaterleiters selbst? So spannend der Inhalt des Dialogs wäre, durch eine energielose Darstellung wird er leider ziemlich langatmig und man ist froh, dass der Intendant im Programmheft verspricht, dass er so bald nicht wieder auf der Bühne zu sehen sein wird.

 

Schein oder Sein?

Eccellenza De Caro (facettenreich, aber oft utriert: Bettina Soriat) und ihr Sekretär Giacomo (etwas farblos: Randolf Destaller) haben eine umfangreiche Besucherliste: Da sind der schrullige Amtsarzt Quinto Bassetti (sehr authentisch: Jörg Stelling), der mit Nüsschen werfende Pfarrer Salvati, der auch nicht mit unchristlichen Schimpfworten spart (witzig: Franz Weichenberger) sowie die wahnsinnig gewordene Volksschullehrerin Lucia Petrella (mitreißend: Lisa-Marie Bachlechner). Außerdem der depressive Apotheker (mit vollem Körpereinsatz: Bernhard Jammernegg), sowie ein Bauernehepaar und der Messner des kleinen, norditalienischen Örtchens (Christoph Prückner, Anna Sagaischek und Helfried Roll). Sie alle haben einen Termin und ein Anliegen, doch ob sie „echt“ sind, bleibt auch für die Zuschauer offen. Ins Büro geleitet werden sie vom tollpatschigen Carabiniere Veronesi (sympathisch: Simon Brader). Je später der Abend, desto grotesker werden die Besucher, bis schließlich das völlige Chaos ausbricht und im Tumult endet.

 

Kein italienisches Temperament

Ein detailreich gestaltetes Bühnenbild von Robert Notsch lässt auf einen pointierten, naturalistischen Abend hoffen. Doch vom neapolitanischen Volkstheater, zu dessen bekanntesten Vertretern Eduardo de Filippo zählt, ist in der Inszenierung von Bruno Max leider nicht viel zu merken. Bis auf wenige Ausnahmen erinnert der Schauplatz eher an eine biedere Kleinstadt in Norddeutschland – italienisches Temperament vermisst man, was sich vor allem im trägen Tempo der Inszenierung zeigt.

 

Woran liegt es nun also, dass die Theater oft leer bleiben? Der Mangel an guten Stücken, wie die Präfektin meint, dürfte es wohl eher nicht sein. Vielleicht liegt es oft mehr an der Umsetzung.

 

Fazit

„Die Kunst der Komödie“ ist ein originelles Stück, das sich mit Themen beschäftigt, die im Theater selten verhandelt werden. Die Inszenierung ist behäbig und weist Längen auf, wird aber unterhaltsam aufgelockert durch manch spielfreudigen Darsteller.

 

Autorin: J.S.

 

FotoCredit: Bettina Frenzel

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