
Am 29. September feierte "Schachnovelle" in der Inszenierung von Nils Strunk und Lukas Schrenk im Wiener Burgtheater Premiere. Darin wird Stefan Zweigs ikonischer Text unter die Lupe genommen. Es ist eine dichte, psychologisch facettenreiche und gleichzeitig äußerst musikalische Adaption entstanden.

Spiegel innerer Konflikte
Strunk verwandelt die Bühne in einen symbolträchtigen Raum, welcher ab der zweiten Hälfte des Stücks das Innenleben von Dr. B. in den Fokus rückt. Vor einem minimalistisch angelegten Bühnenbild wird das Geschehen dargestellt, wobei das Schachspiel als zentrales Element hervortritt. Die Beleuchtung und die Schatteneffekte tragen zur beklemmenden Atmosphäre bei.

Zwischen Wahnsinn und Genialität
Jede Szene führt dem Publikum die (psychischen) Qualen und brillanten Strategien Dr. B.s näher. Die Gegenspieler, wie der Schachweltmeister Mirko Czentovic, wirken dabei wie Kontrastfiguren. All dies wird besonders greifbar gemacht durch die Darstellung von Nils Strunk, der sämtliche Rollen selbst übernimmt.

Psychologische Abgründe
Die Inszenierung arbeitet mit der Symbolik des Schachspiels, das hier nicht nur als intellektuelle Herausforderung dient, sondern die tiefen Wunden und die innere Zerrüttung der Hauptfigur offenlegt. Wir werden Zeuge des inneren Konflikts Dr. B.s, der versucht, seine Menschlichkeit und seinen Verstand zu bewahren. Dies legt die Mechanismen von Macht sowie Unterdrückung offen und zeigt, wie zerbrechlich die menschliche Psyche ist, wenn sie unter Druck gerät.

Fazit
Diese Adaption von "Schachnovelle" im Burgtheater ist ein eindrucksvolles Psychogramm, das Zweigs Text gekonnt in die Gegenwart transferiert. Es brilliert durch eine dichte Inszenierung, die von Nils Strunk getragen und durch eine musikalische Begleitung abgerundet wird. Das Publikum wird in eine faszinierend düstere Welt gezogen, die zeigt, wie mächtig Theater als Medium sein kann, um existenzielle Themen zu beleuchten.
Autorin: Isabel Victoria
FotoCredits: Tommy Hetzel
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