
Am 27. Jänner 2025 war in den Kammerspielen der Josefstadt Marius von Mayenburgs Stück "Nachtland" in der Inszenierung von Ramin Gray zu sehen. Darin wird ein unscheinbares Aquarell zum Auslöser tiefgreifender familiärer und moralischer Konflikte.

Ein Bild und seine Abgründe
Nach dem Tod ihres Vaters finden die Geschwister Nicola und Philipp ein Gemälde, signiert mit "A. Hiller" – oder ist es "A. Hitler"? Die Möglichkeit, ein wertvolles Kunstwerk des Diktators in den Händen zu halten, entfacht die Gier nach schnellem Geld. Nicola und Philipp versuchen nun die Herkunft des Bildes zu klären und geraten dabei in einen Strudel aus Lügen und Selbstbetrug.

Moralische Minenfelder
Ramin Gray inszeniert das Stück mit hohem Tempo und lässt die pointierten Dialoge in schneller Folge auf das Publikum einprasseln. Kaum ist ein moralisches Dilemma angesprochen, folgt bereits das nächste. Die Fragen nach Schuld, Verantwortung und der Trennung von Werk und Künstler werden ebenso thematisiert wie die antisemitischen Vorurteile der Protagonisten.

Spiegel der Leere
Das Bühnenbild zeigt eine karge, nahezu leere Wohnung, die die innere Leere und Orientierungslosigkeit der Figuren widerspiegelt. Diese reduzierte Szenerie lenkt den Fokus auf die intensiven Dialoge und die zwischenmenschlichen Spannungen.

Fazit
"Nachtland" ist eine temporeiche und pointierte Auseinandersetzung mit den dunklen Kapiteln der Vergangenheit und deren Nachwirkungen auf die Gegenwart. Das Stück bietet einen unterhaltsamen und zugleich nachdenklich stimmenden Theaterabend, der das Publikum mit unbequemen Fragen konfrontiert.
Autorin: Isabel Victoria
FotoCredits: Christian Wind
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