
Lia Rodrigues beweist mit ihrer aktuellen Arbeit “Borda” erneut, wie Tanz es schafft, Themen globaler Relevanz auf die Bühne zu bringen. Das Stück ist im Rahmen der diesjährigen Wiener Festwochen am 20. und 21. Juni in der Halle E im MuseumsQuartier zu sehen, womit die brasilianische Choreografin das 35-jährige Bestehen ihrer Companhia de Danças feiert.

Doppeldeutig
"Borda" verweist auf zwei Bedeutungen im Portugiesischen, nämlich auf den Rand als Grenze und auf das kunstvolle „BESTICKEN“. Dieser doppelte Sinn wird in der Performance sinnlich erlebt. Stoffbahnen und Plastik verwandeln sich in Landschaften zwischen Hier und Jenseits. Sie symbolisieren die Trennung und gleichzeitig die Möglichkeit des Zusammenhalts.

Ekstase des Kollektivs
Entscheidend ist das Zusammenspiel des Ensembles: Neun Körper agieren gemeinsam, berühren und lösen sich. Rodrigues lässt bewusst einfache Materialien sprechen und setzt auf den Rhythmus der Gruppe als Basis. Ein Organismus aus Körpern regt dazu an, Grenzen zu neu überdenken.

Choreografie einer Utopie
Rodrigues’ Fragestellung bezieht sich auf die kleinen, poetischen Akte der Imagination im Angesicht sozialer und politischer Grenzen. "Borda" ist die Choreografie einer Utopie. Es ist im weitesten Sinn eine Stickerei kognitiver und emotionaler Landkarten, die sich jenseits fixierter Linien offenbaren.

Fazit
Lia Rodrigues’ “Borda” ist eine sinnliche Meditation über Grenzen und Gemeinsinn – eine Performance, die physisch und visuell überzeugt. In der Halle E entfaltet das Stück eine kathartische Kraft: Es spinnt Übergänge, in denen Körper, Stoffe und Bilder für ein neues Miteinander verschmelzen.
Autorin: Isabel Victoria
FotoCredits: Sammi Landweer
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