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Fernweh - Künstler:innen auf Reisen - Albertina

 

Fernweh – die Sehnsucht nach dem Unbekannten – ist ein romantischer Begriff, dessen Faszination weit über diese Epoche hinausreicht. Die Albertina widmet sich diesem Themenbereich noch bis zum 24. August 2025. Anhand von Zeichnungen und Aquarellen österreichischer und europäischer Meister:innen des 18. und 19. Jahrhunderts wird ein Blick auf jene Orte und Landschaften geworfen, die Künstler:innen zu neuen Bildwelten veranlassten.

 

Bildungsreise zwischen Antike und Rom

Die Ausstellung beginnt mit der Grand Tour, die im 18. Jahrhundert vor allem im Bürgertum zur Selbstverständlichkeit wurde. Stationen wie Paris, Florenz, Pisa oder Rom waren Pilgerorte der europäischen Kultur. Johann Wolfgang von Goethe unternahm ab 1786 eine Reise nach Italien, fertigte rund 850 Zeichnungen an und bereiste Sizilien mit einem Reisezeichner. Die präsentierten Werke stammen aus der Albertina-Sammlung und zeigen die Verbindung von Bildungsdrang und künstlerischer Dokumentation

 

Die Bergwelt als Motiv

Mit dem Ausbau der Verkehrswege im 19. Jahrhundert wurde das Hochgebirge zunehmend zugänglich – aus unheimlicher Wildnis wurde ein ästhetisches Ziel. Künstler wie Thomas Ender oder Rudolf von Alt stellten die Schönheit der Alpen in feinen Aquarellen dar. Der Blick auf Gletscher, Seen und Hochgebirgszüge wie Dachstein oder Matterhorn vermittelt ein Naturerleben, das damals neu und begehrenswert war. Auch Erzherzog Johann ließ seine Kammermaler Österreichs Landschaften systematisch dokumentieren: Werke aus dem Salzkammergut bis zu alpinen Gipfeln zeigen das wachsende Interesse an Heimat und Natur als künstlerisches Thema.

 

 

Zugänge trotz Barrieren

Ein Fokus liegt auf jenen Malerinnen, die ihre Sehnsucht nach Ferne künstlerisch umsetzten. Tina Blau, Olga Wisinger‑Florian, Emilie Mediz‑Pelikan und Marie Lippert‑Hoerner eröffnen Perspektiven, die trotz fehlender akademischer Zugänge oder Auftragsreisen möglich waren. Ihre Aquarelle und Zeichnungen zeigen, wie Frauen sich in Landschaftsmalerei und Reisekultur behaupteten – selten im öffentlichen Diskurs, aber künstlerisch hochrangig und heute umso überraschender.

 

 

Fazit

„Fernweh – Künstler:innen auf Reisen“ in der Albertina lädt ein, sich auf jene Reiselust einzulassen, die schon vor Jahrhunderten Künstler:innen trieb – und lässt zugleich die Bedingungen jener Zeit sichtbar werden. Mit sensibler Kuratierung und stärker Stimme jenen Künstlerinnen, die oft außen vor blieben, bietet Fernweh eine poetisch anregende und historisch reflektierte Perspektive auf Kunst und Reisen.

 

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Autorin: Isabel Victoria

 

FotoCredits: ALBERTINA, Wien © Foto: ALBERTINA, Wien

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