
Noch bis zum 25. Oktober ist im Museum Kitzbühel die Sonderausstellung „Handwerk Fotografie. Kitzbühel in Farbe und Schwarzweiß“ zu sehen. Die Schau verwebt historische Fotografien der Region mit zeitgenössischer Porträt- und Dokumentarfotografie und reflektiert so die menschliche Sicht auf Kitzbühel zwischen bleibender Tradition und modernem Anspruch.

Licht und Schatten
Die Ausstellung beginnt mit dem Blick auf die Ursprünge der Fotografie in Kitzbühel: Die ältesten sicher datierten Aufnahmen stammen aus den 1870er-Jahren, gesichert sind sie in über 100.000 Glasplatten und Papierabzügen im Archiv der Stadt. Unter dem Themenbereich „Licht und Schatten“ werden diese frühen Werke gezeigt – stille Chroniken einer ins Bild gerückten Wirklichkeit. Die Schwarzweiß-Fotografie als technische Errungenschaft und zugleich poetisch vermittelt heute jene Reinheit und Konzentration auf Form und Struktur, die das Handwerk der Fotografie einst ausmachte.

Der Fotograf als Handwerker und Künstler
Im zweiten Abschnitt wird die Rolle des Fotografen historisch aufgearbeitet. Im Teil „Kunst und Kommerz“ wird der Wandel vom Handwerker hin zum Künstler dargestellt, der die Landschaft und das Leben im Tiroler Raum ästhetisch reflektierte. Das darauffolgende Kapitel „Beruf und Berufung“ zeigt, dass Fotografie nicht nur Erwerbsarbeit war — Frauen wie Helga Mairinger und Herta Walch betrieben fotografisches Schaffen unabhängig von wirtschaftlichem Zwang und leisteten damit kulturhistorisch bedeutsame Beiträge. In Farbe und Schwarzweiß wird hier nachvollziehbar, wie sich soziale Aufgaben mit künstlerischem Anspruch verschränkten.

Vor und hinter der Kamera
Die späteren Abschnitte befassen sich mit der Gegenwart: Der Blick „Vor und hinter der Kamera“ zeigt Portraits und Blickwechsel — Fotografinnen und Fotografen wie Markus Korn, Gernot Lazzari und Markus Mitterer interpretieren das Handwerk heute als bewusste, reflektierende und arbeitende Praxis. Unter „Kitzbühel – Traum und Wirklichkeit“ wird die Stadt als Bildkörper verhandelt: Inszeniert in Farbe, bewusst gewählt im Schwarzweiß – immer eine Frage danach, wie Fotografie Wahrnehmung formt, realisiert und idealisiert.

Fazit
„Handwerk Fotografie – Kitzbühel in Farbe und Schwarzweiß“ ist eine behutsam komponierte Reise durch 150 Jahre fotografisches Medium in Kitzbühel – vom frühen Handwerk geprägt von Technik, über Künstlerpersönlichkeiten im Wandel, hin zu heutigen Fotokünstlern, die mit Bildsegmenten Wirklichkeit interpretieren und gestalten. Die Ausstellung zeigt, dass Fotografie immer Handwerk war und bleibt — ein Weg, Realität festzuhalten, zu empfinden und ästhetisch zu verwandeln. Im Zusammenspiel von Farbe und Schwarzweiß reflektiert sie die Vielschichtigkeit fotografischer Handarbeit und erinnert uns daran, dass jedes Bild unsichtbare Linien zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Vision zieht.
Autorin: Isabel Victoria
FotoCredits: 1.: Markus Mitterer; 2.: Anton Rothbacher; 3.: unbekannt; 4.: Markus Korn; 5.: Gernot Lazzari
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