
Am 14. September 2025 fand im Volkstheater Wien die Uraufführung von "Caché" statt. Das Stück unter der Regie von Felicitas Brucker basiert auf dem gleichnamigen Film von Michael Haneke.

Geheimnisvoll
Anne und Georges führen ein gut situiertes Leben in Paris. Eines Tages erhalten sie eine Videokassette, die ihr Wohnhaus zeigt. Sogleich macht sich eine Unruhe breit und es werden Risse in Georges Biographie sichtbar. Er wird mit verdrängter Schuld und Momenten konfrontiert, die er am liebsten vergessen hätte. Anne reagiert darauf mit Angst, Resignation, aber auch mit Anklage.

Permanente Beobachtung
In der Inszenierung arbeiten Bühne und Video-Kunst eng zusammen. Die anonymen Videokassetten als Ausgangspunkt des Unheils sind narrative Motive, die das Gefühl der permanenten Beobachtung spürbar machen. Unterstützt wird dies von einem Lichtdesign, das Schatten wirft, reflektiert, ausblendet und so Raumgrenzen auflöst – ein stetes Spiel mit Blickachsen und Verunsicherung. Begleitet wird diese visuelle Komponente von einer atmosphärischen Musik, um das Unbehagen zu akzentuieren und den Puls zu erhöhen.

Macht, Überwachung und Schweigen
“Caché” entfaltet sich als eine Parabel über Macht, Überwachung und Schweigen. Die Geschichte bleibt in vielen Fragen offen und gerade dieses Nicht-Wissen erzeugt eine anhaltende Spannung. Es ist die Unsicherheit, die wirkt: über Klassen, Hautfarbe, die Geschichte des Kolonialismus, über das Verhältnis von Opfern und Tätern, Erinnerung und Verdrängung. Brucker thematisiert, wie Privilegien und Macht selten unangefochten bleiben – sie wanken, wenn die Vergangenheit nicht bewältigt wird.

Fazit
“Caché” ist ein Theaterabend, der sich mit Bedacht, Stil und Intensität der Frage stellt, wie sehr wir Beobachter sind – und zugleich beobachtet werden. Felicitas Brucker gelingt eine Inszenierung, die nicht auf einfache Lösungen drängt, sondern in Bildern, Klängen und Brüchen Zustände erscheinen lässt. Was bleibt, ist eine Wirkung zwischen Beklemmung und konfrontierendem Nachdenken: über Privileg sowie Verantwortung.
Autorin: Isabel Victoria
FotoCredits: Marcella Ruiz Cruz
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